Wie Eltern (hoch) begabte Kinder fördern können

Martin R. Textor

 

Was ist (Hoch-) Begabung?

Als Begabung bzw. Talent bezeichnet man eine Disposition für hohe Leistung in einem bestimmten Bereich - z.B. auf einem kognitiven, musischen, sportlichen, handwerklichen, sozialen oder künstlerischen Gebiet. Eine intellektuelle Begabung kann eher allgemein ausgeprägt sein oder vor allem auf einem abgegrenzten Gebiet auftreten (z.B. Mathematik, Naturwissenschaften, Technik, Sprache).

Bei einer Begabung handelt sich also um eine Anlage im Erbgut, die sich wie die meisten anderen Anlagen in Interaktion mit der Umwelt entwickelt. Das bedeutet: "Damit sich das Begabungspotenzial bis zur Höchstleistung entfalten kann, sind in allen Bereichen fast immer lange Lern- und Übungsphasen nötig. Dabei ist der junge Mensch auf die Förderung durch seine Umwelt angewiesen. Der Glaube, dass besonders Begabte sich aufgrund ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten in jedem Fall allein, ohne fremde Hilfe und gegen widrige Umstände durchsetzen, ist ein Irrtum" (Bundesministerium für Bildung und Forschung 2003, S. 8).

Egal, um was für eine Art von Begabung es sich handelt, immer sind Anstrengung und Training nötig, damit sich besondere Talente entfalten können. Diese Begriffe verdeutlichen schon, dass zur Entfaltung des Potenzials zwei Arten von Faktoren zusammenkommen müssen:

  1. individuelle Faktoren: Eine Begabung wird sich nur entfalten, wenn die jeweilige Person lern- und leistungsmotiviert ist, sich anstrengt, zielstrebig ist, Durchhaltevermögen zeigt, Selbstvertrauen und Erfolgszuversicht aufweist usw. Insbesondere bei einer überdurchschnittlichen Intelligenz ist wichtig, dass das Individuum neugierig und interessiert ist, seine Beobachtungsfähigkeiten entwickelt, logisches Denken lernt, sein Gedächtnis schult und ein gutes Vorstellungsvermögen ausbildet. Ferner muss es sich auf dem jeweiligen intellektuellen Gebiet große Kenntnisse sowie relevante Lern- und Arbeitstechniken aneignen. Bei einer sozialen Begabung muss es z.B. Einfühlungsvermögen (Empathie), Hilfsbereitschaft und Führungsfähigkeiten entwickeln. Viele Talente können auch nur dann realisiert werden, wenn eine hohe Kreativität, Fantasie, Originalität (Einmaligkeit der Ideen) und Flexibilität (geistige Wendigkeit) hinzukommen.
  2. Umweltfaktoren: Eltern, Erzieher/innen, Lehrer/innen und andere Erwachsene müssen der begabten Person helfen, ihr Potenzial zu entwickeln, indem sie eine der jeweiligen Begabung entsprechende anregende Lernumwelt schaffen, besondere Anforderungen stellen, Neugier und Lernmotivation fördern, Wissensdrang und Anstrengung anerkennen, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten unterstützen, relevante Kenntnisse und Fertigkeiten vermitteln, Leistungen durch Lob und Anerkennung verstärken usw. Bei vielen Begabungen ist es wichtig, dass das Individuum schon im (frühen) Kindesalter eine optimale Förderung z.B. in einer Musikschule, einem Sportverein, einer Ballettschule oder einer anderen spezialisierten Einrichtung, durch Computer-, Sprach- oder sonstige Kurse erfährt.

Dies bedeutet einerseits, dass sich (hohe) Begabungen nicht entwickeln, wenn die gerade genannten individuellen und Umweltfaktoren nur mangelhaft ausgeprägt sind: Die Person wird zu einem sog. Underachiever ("Minderleister"). Andererseits kann auch ein normal begabter Mensch sich ein großes Wissen aneignen, außergewöhnliche Leistungen erbringen und großen Erfolg haben, wenn bei ihm die erwähnten individuellen und Umweltfaktoren stark ausgeprägt sind.

Dieses Faktum erschwert die Identifikation von Hochbegabten in deren Kindheit. Beispielsweise ist ein häufig auftretendes Charakteristikum für eine große intellektuelle Begabung, dass ein Kleinkind von selbst Lesen, Schreiben und Rechnen lernt. Viele Eltern, insbesondere aus der Mittelschicht, fördern ihr Kindergartenkind aber gezielt auf diesem Gebiet. So erlernt es schulische Kompetenzen auch bei durchschnittlicher Intelligenz. Dementsprechend ist es z.B. für Erzieher/innen schwer abschätzbar, ob die Lese-, Rechen- und Schreibfertigkeiten eines Vier- oder Fünfjährigen aus einer hohen intellektuellen Begabung oder aus einer intensiven Förderung durch seine Eltern resultieren.

Insbesondere wenn es viele solcher von ihren Eltern stark geförderte Kinder in einer Kindertageseinrichtung oder (Grund-) Schule gibt, werden leicht (hoch) begabte Kinder aus Migranten- oder sozial schwachen Familien übersehen, deren besondere Talente mangels Förderung durch die Eltern noch unterentwickelt sind. Ähnliches gilt für Mädchen, deren Begabungen, insbesondere auf dem mathematischen, dem technischen oder dem naturwissenschaftlichen Gebiet, oft aufgrund von Geschlechtsrollenstereotypen lange unentdeckt bleiben. Auch bei behinderten Kindern werden besondere Talente eher selten vermutet.

Woran können Eltern ein (hoch) begabtes Kind erkennen?

Je früher die Begabung eines Kindes festgestellt wird, umso früher kann es angemessen gefördert werden. Bleibt hingegen z.B. eine hohe intellektuelle Begabung unentdeckt oder wird das Kind nicht genügend gefordert, kann es aus Langeweile im Kindergarten (vor allem im letzten Jahr) und in der Schule verhaltensauffällig werden. Buben stören dann oft bei Gruppenaktivitäten bzw. im Unterricht, während Mädchen sich häufig zurückziehen und psychosomatische Beschwerden entwickeln.

Deswegen ist es wichtig, dass Eltern jedes Kind genau und über längere Zeiträume hinweg beobachten. Dabei sollten sie auf folgende Charakteristika hoch begabter Kinder achten:

  • Beginnt die Sprachentwicklung früher als bei anderen Kindern? Erwirbt das Kind schneller einen umfangreichen Wortschatz? Spricht es schon bald in komplexen Sätzen, verwendet es komplizierte Begriffe und erzählt es gerne längere Geschichten?
  • Ist das Kind sehr aktiv, wirkt es energiegeladen, ist es lernbegierig? Erforscht es seine Umgebung neugierig, aufmerksam und selbsttätig? Beschäftigt es sich lange und ausdauernd mit ähnlichen Aktivitäten? Zeigt es schon früh ausgeprägte Interessen?
  • Lernt das Kind schnell? Kann es sich gut konzentrieren? Zeigt es schon frühzeitig besondere Gedächtnisleistungen?
  • Fragt das Kind viel? Nutzt es Erwachsene und ältere Kinder gezielt als Ressourcen?
  • Erkennt das Kind schneller als andere Ursache und Wirkung, Strukturen und Regeln, verschiedene Seiten eines Objekts oder eines Erlebnissen? Befasst es sich gerne mit Abstraktionen und klassifikatorischen bzw. ordnenden Tätigkeiten?
  • Löst das Kind gerne schwierige Aufgaben, versagt aber (mangels Interesse/ Konzentration) bei leichten? Lehnt es Wiederholungen und Routinen ab?
  • Nimmt das Kind gerne Dinge auseinander und setzt sie dann wieder zusammen? Zeigt es dabei (oder bei anderen Tätigkeiten) eine große Geschicklichkeit, räumliches Vorstellungsvermögen und Verständnis für Funktionen?
  • Fällt das Kind durch seine (grob-/ fein-) motorischen Fertigkeiten, seine Bewegungsfreude und Koordinationsfähigkeit auf? Rennt es gerne, klettert es viel, ist es an bestimmten Sportarten interessiert, möchte es gerne in einen Sportverein?
  • Kann sich das Kind schon früh in andere Menschen hineinversetzen? Zeigt es Einfühlungsvermögen, Anteilnahme und Hilfsbereitschaft? Regelt es Konflikte anderer Kinder? Ist es der "geborene Führer"?
  • Ist das Kind persönlich stark engagiert? Zeigt es viel Idealismus? Befasst es sich mit "Erwachsenen" -Themen wie Tod, Zeit, Krieg und Frieden?
  • Zeigt das Kind ein großes Interesse an Rollenspielen? Schlüpft es auch zu Hause gerne in andere Rollen, verkleidet sich, macht andere Personen nach?
  • Interessiert sich das Kind stark für Musik? Summt und singt es viel, möchte es ein Instrument spielen lernen, "komponiert" es eigene Lieder?
  • Malt das Kind viel und ausdauernd? Sind seine Bilder besonders kreativ? Experimentiert es gerne mit unterschiedliche Materialien, Farben und Techniken?
  • Kann das Kind bereits im Kleinkindalter lesen, schreiben und rechnen? Hat es sich diese Fertigkeiten weitgehend selbst beigebracht?
  • Interessiert sich das Kind für bestimmte (ausgefallene) Wissensgebiete und eignet sich hier selbstständig viele Kenntnisse an? Hat es (für sein Alter) unübliche Hobbys?
  • Liest das Kind viel und vor allem (anspruchsvolle) Sachbücher?
  • Interessiert sich das Kind schon frühzeitig für den Computer? Nutzt es ihn, um im Internet zu recherchieren, zu malen, zu komponieren usw.?

Zu beachten ist, dass (hoch) begabte Kinder unterschiedliche Talente haben; dementsprechend treffen auf den Einzelfall immer nur einige wenige der vorgenannten Fragen zu. "Die Forschung zeigt, dass Hochbegabte keine einheitliche Gruppe sind. Sie gleichen einander weder in ihrem Lernstil oder Lernverhalten, in ihrer Kreativität, in ihrer Entwicklungsgeschwindigkeit noch in ihrer Persönlichkeit oder in ihrem Sozialverhalten" (Bundesministerium für Bildung und Forschung 2003, S. 44). Außerdem gibt es auch bei ihnen Früh- und Spätentwickler. Schließlich ist bei hoch begabten Kindern häufig eine asynchrone Entwicklung zu beobachten: In einigen Bereichen sind sie gleichaltrigen Kindern weit voraus, in anderen sind sie hinter ihnen zurück.

Zwei weitere Aspekte sollten Eltern bei der Beobachtung ihrer Kinder berücksichtigen:

  1. Bei Kleinkindern ist eine besondere Begabung nicht zuverlässig festzustellen. Hier verläuft die Entwicklung noch sehr ungleichmäßig: So sind Kleinkinder Gleichaltrigen oft in bestimmten Entwicklungsbereichen voraus; dieser Vorsprung ist aber einige Monate später wieder verschwunden (und umgekehrt).
  2. Vermuten Eltern, dass ihr Kind hoch begabt ist, beobachten sie es häufig selektiv. Das heißt, es werden nur noch Indizien wahrgenommen, die für eine Hochbegabung sprechen; die anderen werden aus der Wahrnehmung ausgeklammert. Dann machen sich Eltern oft bei Erzieher/innen und Lehrer/innen "unbeliebt", weil sie auf eine besondere Behandlung ihrer Kinder drängen, die Pädagog/innen aber keinerlei Anzeichen spezifischer Talente entdecken. Oder die Eltern überfordern ihr Kind, weil sie größere Leistungen von ihm erwarten, als es erbringen kann.

Deshalb ist es wichtig, dass Eltern, die bei ihrem Kind eine Hochbegabung vermuten, frühzeitig das Gespräch mit Erzieher/innen und Lehrer/innen suchen. Diese können aufgrund ihrer Ausbildung und Berufserfahrung, vor allem aber durch den Vergleich mit einer Vielzahl gleichaltriger Kinder, verlässlicher feststellen, ob das Kind besondere Talente hat oder nicht. Zudem können sie z.B. auf systematische Beobachtungen, Checklisten, Schulnoten und eventuell sogar auf neuere Methoden der Dokumentation wie Portfolio oder Lernbilanz zurückgreifen.

Aber natürlich sind auch Erzieher/innen und Lehrer/innen nicht perfekt, zumal das Thema "Hochbegabung" in ihrer Aus- und Fortbildung kaum behandelt wird und außerdem manchmal ambivalent besetzt ist. So ist es generell empfehlenswert, das Kind in einer Erziehungsberatungsstelle oder bei einem schulpsychologischen Dienst vorzustellen, wo es von Fachleuten mit Hilfe standardisierter Intelligenz-, Entwicklungs- und Schulleistungstests untersucht werden kann. Das ist aber frühestens im Vorschulalter sinnvoll, da bei kleineren Kindern die Tests keine verlässlichen Ergebnisse erbringen und zudem - wie gerade erwähnt - ihre Entwicklung oft ungleichmäßig verläuft.

Eine besondere Situation entsteht, wenn die Hochbegabung eines Kindes von Erzieher/innen oder Lehrer/innen entdeckt wurde und dann den Eltern mitgeteilt wird. Insbesondere wenn auch noch ein fachpsychologisches Gutachten diese Diagnose bestätigt, sind viele Eltern - insbesondere aus unteren sozialen Schichten oder aus Migrantenfamilien - zunächst verunsichert und ratlos. Sie empfinden diese Situation als belastend, da sie nicht wissen, was nun von ihnen "verlangt" wird bzw. ob und wie sie den neuen Erwartungen entsprechen können. Die Erzieher/innen bzw. Lehrer/innen sollten den Beratungsbedarf erkennen und möglicht selbst befriedigen, insbesondere wenn Eltern eine Beratungsstelle aufgrund hoher Schwellenängste nicht aufsuchen wollen.

Im Idealfall stimmen Erzieher/innen bzw. Lehrer/innen und Psycholog/innen mit den Eltern hinsichtlich der Diagnose "Hochbegabung" überein. Dann kann gemeinsam besprochen werden, wie das Kind im Rahmen einer Erziehungs- und Bildungspartnerschaft in Kindertageseinrichtung/ Schule und Familie besonders gefördert werden kann und welche zusätzlichen Angebote Dritter (z.B. Musikschule, Sportverein, Hochbegabtenverband usw.) genutzt werden können.

Wie fördere ich zu Hause ein (hoch) begabtes Kind?

Begabte Kinder brauchen wie alle anderen Kinder eine liebevolle Beziehung zu ihren Eltern, sichere Bindungen und das Gefühl der Geborgenheit. Sie benötigen Liebe, Zuneigung, Verständnis und Wärme. Wie bei anderen Kindern auch sollten die Eltern sensibel für ihre Bedürfnisse sein, ihre Stärken und Schwächen erkennen und sie bei der Selbstentfaltung und Ausbildung ihrer Individualität unterstützen. Ein autoritativer Erziehungsstil und das (Durch-) Setzen altersgemäßer Regeln wirken sich ebenfalls positiv aus. Durch eine allseitige und ganzheitliche Erziehung stellen die Eltern sicher, dass nicht nur auf die Talente ihres Kindes fokussiert wird, sondern auch alle anderen Entwicklungsbereiche gefördert werden.

Besondere Maßnahmen

Über die "normale" Erziehung und Bildung hinaus benötigen (hoch) begabte Kinder aber auch eine besondere Förderung im jeweiligen Begabungsbereich. Diese sollte sowohl in der Familie als auch in Einrichtungen erfolgen:

  • Musikalisch begabte Kinder profitieren davon, wenn in ihrer Familie viel gesungen und musiziert wird ("Hausmusik") bzw. wenn sie dort Zugang zu Musikinstrumenten, Noten, CDs usw. haben, wenn sie eine Kindertageseinrichtungen und später eine Schule besuchen, die einen besonderen Schwerpunkt in der Musikerziehung haben, wenn sie frühzeitig in einer Musikschule angemeldet werden oder privaten Instrumentalunterricht erhalten, wenn sie Konzerte besuchen und Mitglied in einem Orchester bzw. einer Band werden können.
  • Sportlich begabte Kinder profitieren davon, wenn sie mit ihren Eltern oft Bewegungsspiele machen und sich im Wald, auf Abenteuerspielplätzen oder im Urlaub "austoben" können, wenn sie eine Kindertageseinrichtung und später eine Schule besuchen, die einen besonderen Schwerpunkt in der Bewegungserziehung haben, und wenn sie frühzeitig in einem Sportverein oder in einer Ballettschule angemeldet werden.
  • Feinmotorisch begabte Kinder profitieren davon, wenn sie mit ihren Eltern viel basteln und werken, Zugang zu Handwerkszeug haben, technische Geräte auseinander nehmen und zusammenbauen können, in einer Werkstatt mithelfen dürfen usw.
  • Sozial begabte Kinder profitieren davon, wenn ihre Eltern mit ihnen viel über zwischenmenschliche Erfahrungen und Gefühle sprechen sowie Einfühlungsvermögen und Sensibilität fördern und wenn sie Mitglied von Gruppen werden, in denen sie soziale Kompetenzen und Führungsfähigkeiten ausbilden können (z.B. Pfadfinder, Jugendrotkreuz, Jugendgruppen/ -verbände im kirchlichen und politischen Bereich, Theatergruppen).

Bei Kindern mit den vorgenannten Talenten ist es relativ leicht, außerfamiliale Förderangebote zu finden. Das gilt jedoch weniger für intellektuell Begabte. Hier gilt es, in der Familie möglichst viele kognitive Anregungen zu bieten und eine stimulierende Lernumwelt zu schaffen. Schon als Säuglinge interessieren sich viele dieser Kinder kaum für "Babyspielzeug", sind aber fasziniert von Haushaltsgegenständen, Küchenmaschinen oder anderen Geräten, die ihre Eltern verwenden.

Bei Kleinkindern ist es wichtig, von diesen ausgehende Aktivitäten aufzugreifen anstatt sie vorzugeben. Becker-Textor (2000) warnt: "Erwachsene sind in der Regel ´Motivationskiller´. Sie wollen Kinder zu dem motivieren, was sie wollen. Sie demotivieren Kinder, indem sie sich in deren Themen einmischen" (S. 58 f.), indem sie immer wieder deren Aktivitäten unterbrechen oder eine reservierte bzw. abwertende Haltung diesen gegenüber zeigen. Manchmal bestrafen sie sogar ihre Kinder mit dem Verbot von Lieblingsbeschäftigungen (z.B. "Wenn du nicht aufräumst, darfst du nicht an den Computer"). Stattdessen sollten sie Freude zeigen, wenn sich ihr Kind mit etwas besonders intensiv beschäftigt. Selbsttätigkeit und Eigenständigkeit sollten möglichst frühzeitig unterstützt werden.

Durch Vorlesen, Bilderbuchbetrachtung, gemeinsames Anschauen von Fernsehsendungen, Ausflüge in die Natur, das Mitnehmen der Kinder bei Einkäufen, bei Behördengängen oder beim Aufsuchen von Sparkasse/ Bank, Werkstatt oder Post können Eltern ihren Kindern viel Wissen über die Welt vermitteln - insbesondere wenn sie ihre vielen Fragen zulassen und beantworten. Möglichst frühzeitig sollten sie ihnen Bücher schenken oder in Büchereien ausleihen lassen.

Gute Spielsachen zeichnen sich dadurch aus, dass sie vielseitig eingesetzt werden können. Das ist vor allem bei relativ preiswerten Materialien oder bei Abfällen der Fall: Papier (-reste), Pappkartons, Klorollen, Korken, (altes) Packpapier, Schnüre usw. lassen sich genauso kreativ verwenden wie z.B. Bauklötze und (einfache) Legosteine. Puppen, Tierfiguren und andere Figuren werden für Rollenspiele benötigt. Auch hier ist es wichtig, dem Kind die Initiative zu überlassen: Es sollte also nicht mit immer neuen Spielsachen und Anregungen überhäuft werden, sondern erst einmal die in den vorhandenen (wenigen) Materialien liegenden Möglichkeiten erkunden. Wenn die Eltern sein Spielverhalten genau beobachten, werden sie merken, wann es Anregungen oder neue Gegenstände benötigt. Auch das gemeinsame Spiel ist wichtig - und manche hoch begabte Fünfjährige haben sogar schon komplizierte Kartenspiele oder Schach erlernt.

Intellektuell begabte Kleinkinder interessieren sich oft sehr für das, was Erwachsene tun oder worüber sie miteinander sprechen. Zum einen möchten sie schon frühzeitig den Umgang mit Küchengeräten, Computer, Stereoanlage und Fernseher erlernen; wenn die Eltern dies zulassen, gehen sie zumeist sachgerecht mit den Gegenständen um und machen nur selten etwas kaputt. Ausgediente Geräte werden gerne auseinander genommen. Zum anderen greifen sie "nicht kindliche" Themen wie Krieg, Tod, Gott, Verbrechen, Arbeitslosigkeit, Umweltschutz usw. auf, über die sich ihre Eltern unterhalten (haben), und stellen dazu viele Fragen. Oft kann man mit ihnen sogar "philosophieren".

Wenn sich intellektuell begabte Kleinkinder mit Buchstaben und Zahlen befassen (wollen), sollten Eltern diesen Wunsch aufgreifen: "Für die spätere Freude am schulischen Arbeiten, das zunächst aus dem Lernen von Schreiben, Lesen und Rechnen besteht, ist es falsch, dieses Interesse abzublocken und das Kind auf die Schule zu vertrösten. Erfahrungsgemäß verlieren manche hoch begabte Kinder die Lust am Lesen- und Schreibenlernen, wenn sie damit warten müssen, bis die Schule beginnt, unter anderem, weil es ihnen dann zu langsam geht" (Bundesministerium für Bildung und Forschung 2003, S. 36). Deshalb ist es sinnvoll, wenn Eltern auf das Interesse ihres Kindes eingehen und ihm spielerisch den Umgang mit Buchstaben und Zahlen vermitteln - wobei sie ihm nur so viel beibringen sollten, wie das Kind will: Dieses bestimmt das Lerntempo. Eltern können Lese- und Rechenversuche auch in den Alltag einbeziehen (z.B. beim Kochen nach Rezept).

Viele hoch begabte Kleinkinder langweilen sich im letzten Kindergartenjahr, können deswegen sogar verhaltensauffällig werden. Insbesondere wenn sie bereits Lesen, Schreiben und Rechnen lernen bzw. in die Schule gehen wollen, sollte eine vorzeitige Einschulung in Betracht gezogen werden. Diese Möglichkeit ist in den letzten Jahren seitens der Kultusbürokratien erleichtert worden; dennoch gibt es bei manchen Erzieher/innen und Grundschullehrer/innen sowie bei vielen Eltern Vorbehalte. Sie möchten dem Kind nicht "seine Kindheit rauben" , halten es noch für "zu klein" , für "zu zierlich" oder für "unreif" (z.B. im sozialen Bereich) oder fürchten - als Eltern - von Verwandten, Freunden und Nachbarn als übertrieben ehrgeizig angesehen zu werden. So ist es generell sinnvoll, das Kind fachpsychologisch untersuchen zu lassen (s.o.). Ist das Gutachten positiv (und möchte das Kind unbedingt in die Schule), akzeptieren in der Regel auch Erwachsene mit generellen Vorbehalten diese Maßnahme.

Laut Stapf (2003) scheint es "besser zu sein, früh eingeschult zu werden und gemeinsam mit der Klasse die schulischen Fertigkeiten zu erwerben, als später eingeschult zu werden, um dann durch die niedrigen Anforderungen gelangweilt eine Klasse zu überspringen" (S. 199). Hat ein Kind bereits während der Kindergartenzeit schreiben, lesen und rechnen gelernt, ist das erste Schuljahr recht frustrierend. Es besteht dann die Gefahr, dass es geistig abschaltet, vor sich hin träumt, den Unterricht stört oder nicht mehr in die Schule gehen möchte. Wird die Ursache - Langeweile - nicht erkannt und ist das Kind auch in den nächsten Schuljahren unterfordert, kann es zum Underachiever werden oder als "verhaltensauffällig" stigmatisiert werden. So empfehlen auch Stile et al. (1993) aus psychohygienischen Gründen eine möglichst frühzeitige besondere Förderung überdurchschnittlich intelligenter Kinder in der Schule. Dies wäre zugleich die beste bildungspolitische Maßnahme für Hochbegabte aus unteren sozialen Schichten.

Mit intellektuell begabten älteren Kindern sollten Eltern viele Gespräche führen, ihnen zeigen, wie man benötigte Kenntnisse recherchiert (in Büchern und Lexika, im Internet, durch Gespräche mit anderen Erwachsenen), besondere Interessen - selbst wenn sie sehr ausgefallen und nicht altersgemäß sind - durch Bereitstellen entsprechender Materialien (z.B. Baukästen, Chemikalien) fördern und relevante Einrichtungen (z.B. Museen, Kinderunis, Bibliotheken, Institutionen des Wirtschaftslebens) besuchen. Setzen sich Kinder aufgrund ihres ausgeprägten Gerechtigkeitssinnes, ihrer Sensibilität oder ihres Mitgefühls für benachteiligte oder ungerecht behandelte Mitschüler/innen ein, sollten sie dafür gelobt werden. Ansonsten ist darauf zu achten, dass sie aufgrund ihrer besonderen Begabung und Leistung nicht stolz und überheblich werden, sondern dass sie ihre Talente zum Wohl anderer verwenden.

Sind die Kinder in der Schule unterfordert, sollte das Überspringen einer Klasse in Betracht gezogen werden. Manchmal hat das Kind Vorbehalte, da es nicht seinen Freundeskreis verlieren möchte. Diese können aber leicht entkräftet werden, wenn sie von den Eltern angesprochen werden und dem Kind versichert wird, dass es sich nach der Schule weiterhin mit seinen alten Klassenkameraden treffen kann. Laut Rotigel (2003) benötigen viele hoch begabte Kinder sowieso verschiedene Peergroups: eine Gruppe mit älteren oder ebenfalls überdurchschnittlich intelligenten Kindern, sodass sie ihre intellektuellen Interessen ausleben können, und eine Gruppe mit Gleichaltrigen (Klassenkameraden) zur Befriedigung emotionaler und sozialer Bedürfnisse. Der ersten Gruppe würden oft die emotionalen und der zweiten Gruppe die intellektuellen Bedürfnisse verheimlicht, um von den jeweiligen Kindern anerkannt und akzeptiert zu werden. Die Eltern können den Ausbau der erstgenannten Gruppe fördern, wenn sie ihr Kind bei Wochenend- oder Ferienveranstaltungen von Hochbegabtenverbänden /-initiativen anmelden.

Kinder, die nur auf einem begrenzten Gebiet intellektuell hoch begabt sind, können häufig nicht von einem Überspringen der Klasse profitieren, da sie in vielen Fächern nur durchschnittliche Leistungen erbringen. Wie andere sehr intelligente Kinder können sie sich aber der Herausforderung von Wettbewerben stellen:

  • "Schüler experimentieren "(bis 16 Jahre),
  • "Jugend forscht" (16-21 Jahre),
  • Bundeswettbewerbe Informatik, Fremdsprachen, "Jugend musiziert" , Komposition und Mathematik,
  • Internationale Physik-, Mathematik-, Chemie- und Biologie-Olympiaden,
  • Wettbewerb "Europa in der Schule" ,
  • Schülerwettbewerb zur politischen Bildung,
  • Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten,
  • Vorlesewettbewerb,
  • Treffen junger Autoren,
  • Theatertreffen der Jugend,
  • Schülerfilmfestival und
  • viele weitere Wettbewerbe auf Bundesebene.

Aber auch auf Länderebene gibt es Wettbewerbe. Wie die Bezeichnungen zeigen, sind manche vor allem für sprachlich, musisch oder künstlerisch begabte Kinder und Jugendliche relevant.

Schließlich sollten Eltern die zu Beginn dieses Artikels genannten "individuellen Faktoren" beachten: Sie sollten ihren Kindern viel zutrauen und deren Erfolgszuversicht stärken, von ihnen bei Aktivitäten Durchhaltevermögen verlangen, Neugier, Forschungsdrang und Lernmotivation fördern. Auch Hochbegabte dürfen nicht überfordert werden; Kinder strengen sich nur bei realistischen Leistungserwartungen an, da dann ein Erfolg möglich und kalkulierbar ist. Außerdem benötigen sie Zeiten der Muße, des unbeschwerten Spiels und der Entspannung. Wie andere Kinder auch brauchen Hochbegabte viel Anerkennung, Lob und Bestätigung. Generell sollten nicht nur die Leistung bzw. das Ergebnis oder die erzielte Note gewürdigt werden, sondern auch die erbrachte Anstrengung. Kritik sollte möglichst konstruktiv sein - und nie abwertend.

Bei Problemen helfen

Insbesondere intellektuell begabte Kinder haben es nicht leicht - aufgrund ihrer Persönlichkeitseigenschaften, der ablehnenden Reaktionen anderer Kinder oder des mangelnden Verständnisses von Erzieher/innen und Lehrer/innen. Die nachfolgende Tabelle verdeutlicht, wie die besonderen Fähigkeiten der Kinder zu problematischen Verhaltensweisen und Erfahrungen in der Schule führen können und wie derartige Entwicklungen durch entsprechende Erziehungsmaßnahmen verhindert bzw. abgemildert werden können. Die angeführten pädagogischen Handlungsmöglichkeiten wurden zwar in erster Linie für Lehrer/innen zusammengestellt, sind aber weitgehend auch für Eltern relevant (selbst wenn ihre Kinder noch im Kleinkindalter sind).

Mögliche problematische Entwicklungen durch Erziehungsmaßnahmen verhindern
Fähigkeiten und Eigenschaften besonders begabter Kinder Konfliktträchtige Handlungsfolgen Pädagogische Handlungsmöglichkeiten

Hohe Informationsrate, gutes Gedächtnis

Unterforderung im regulären Unterricht; Langeweile, Ungeduld beim Warten auf langsamer Lernende, Stören

Anspruchsvolles (erweitertes, vertieftes) Angebot, Differenzierung, Vermeiden von Leerlauf und unnötiger Wiederholung

Hervorragendes Verständnis für Probleme und Sachverhalte

Abneigung gegen Wiederholungen verstandener Konzepte; oberflächliche Beziehungen zu weniger befähigten Mitschülern

Aufstellen eines anspruchsvollen Lehrplans; Ermöglichen von Kontakten mit intellektuell entwicklungsgleichen Kindern

Breites Interessenspektrum

Schwierigkeiten gegenüber gruppenkonformen Aufgaben; hohes Energieniveau; Gefahr sich zu verzetteln

Breites und vertieftes Angebot an Gegenständen; Ermutigung, individuelle Interessen und Ideen zu verfolgen

Hohes Sprachniveau

Dominanz im (Unterrichts-) Gespräch; Beharren auf Inhalten, die von anderen als "nicht zum Thema gehörend" abgewehrt oder von anderen als überheblich wahrgenommen werden

Ermunterung zur ausführlichen sprachlichen Darstellung von Gedanken und Sachverhalten; selbstständiges Schreiben

Fähigkeit zu originellen Lösungen und Ideen

Schwierigkeiten bei starrem Konformitätszwang; Widerstand bei autoritären Anweisungen; Gefahr der Verweigerung und Rebellion; von anderen als "Spinner" abgetan

Möglichkeiten zu flexiblem und produktivem Denken einräumen; Ermunterung, sich an der Lösung sinnvoller Probleme zu beteiligen

Hohe Sensibilität

Große Verletzlichkeit gegenüber der Kritik anderer; starkes Bedürfnis nach Erfolg und Anerkennung

Lernen, die Gefühle und Erwartungen anderer zu erkennen und zu respektieren

Gefühl des Andersseins, Selbstbewusstsein

Selbstisolierung; Gefühl, nicht akzeptiert zu werden; Absinken des Selbstwertgefühls

Lernen, mit den eigenen Gefühlen positiv umzugehen

Starkes Bedürfnis nach Übereinstimmung von Sollen und Tun (ethischer Rigorismus), nach Gerechtigkeit; hohe moralische Ansprüche

Frustration infolge geringer Übereinstimmung von Ich und Umwelt; übersteigerter Selbstanspruch; Intoleranz, mangelndes Verständnis seitens der Mitschüler, Zurückweisung

Lernen, realistische Ziele zu setzen; Lernen, Widerstände und Rückschläge als Teil der eigenen Entwicklung zu akzeptieren; Lernen, mit eigenen Fehlern und der Unvollkommenheit anderer fertig zu werden

Ausgeprägter Sinn für Humor, Situationskomik und Ironie

Ironie als Mittel, andere zu attackieren; Beeinträchtigung zwischenmenschlicher Beziehungen

Lernen, wie das eigene Verhalten Gefühle und Verhalten anderer beeinflussen kann

Ausgeprägte Fähigkeit, ökologische und psychosoziale Probleme zu erfassen und zu überdenken

Fehlende Möglichkeiten zum konstruktiven Gebrauch; Umschlagen in Dominanz und Selbstüberschätzung

Verständnis vermitteln für ein demokratisches Denken und Verhalten

Quelle: Niedersächsisches Kultusministerium (Hrsg.): Hochbegabung erkennen und fördern. Hannover: Selbstverlag 2004, S. 12

Ganz wichtig ist, dass ein (hoch) begabtes Kind den Eindruck gewinnt, dass seine Eltern immer zu ihm halten, wenn es ungerecht oder verständnislos behandelt wurde. Es sollte in der Familie nie gehänselt oder verspottet werden.

Für Eltern ist die Erziehung eines (intellektuell) begabten Kindes nicht einfach: "Wenn man weiß, wie klar und logisch diese Kinder denken, wie gut sie alles behalten, wie sie Fehler zum Teil schwer verzeihen (auch bei sich selbst!), wie schnell sie auch schwierige Dinge begreifen und durchschauen, wie brennend sie viele Dinge wissen wollen, wie sensibel und anspruchsvoll sie sich und ihren Mitmenschen gegenüber sein können, mit starkem Eigenwillen und Drang nach Freiheit und Selbstbestimmung - dann wird verständlich, warum es anstrengend sein kann, diesen Kindern gerecht zu werden..." (Bundesministerium für Bildung und Forschung 2003, S. 37). Kleinkinder wollen immer wieder beschäftigt werden bzw. suchen das Gespräch mit ihren Eltern, sodass sich diese oft gestresst und überfordert fühlen - insbesondere wenn das jeweilige Kind sehr vital ist, voller Energie steckt und wenig schläft. So müssen sie ihnen gegenüber ihre Bedürfnisse nach Ruhe und "Privatzeit" durchsetzen. Hilfreich ist, wenn andere Erwachsene (Großeltern, Onkel, Tanten usw.) gelegentlich als Gesprächs- und Spielpartner einspringen können.

Intellektuell begabte Kleinkinder können aber auch recht ängstlich sein, da sie aufgrund ihrer herausragenden Beobachtungsgabe, ihres guten Gedächtnisses und ihrer Kombinationsfähigkeit die Welt bzw. bestimmte Aktivitäten als bedrohlich erleben. So klammern sie sich oft an ihre Eltern (Mutter), da sie sich nur in deren Nähe geborgen fühlen. Dementsprechend ist die Ablösung recht schwer, wenn die Kinder z.B. eine Kindertageseinrichtung besuchen sollen. Die Eingewöhnungsphase kann recht lange dauern, und der Aufbau vertrauensvoller Beziehungen zu den Erzieher/innen und den anderen Kindern muss häufig besonders unterstützt werden. So können die Eltern z.B. mit ihrem Kind immer wieder darüber sprechen, was es im Kindergarten erlebt hat, was es Neues gelernt hat, welche Probleme es gemeistert hat und wie es mit anderen Kindern ausgekommen ist.

Stellen besonders begabte Kleinkinder in der Kindertagesstätte fest, dass sie aufgrund ihrer Eigenheiten abgelehnt werden, versuchen sie oft, diese zu verbergen. Das trifft besonders auf Mädchen zu, vor allem wenn ihre Verhaltenstendenzen auch noch Geschlechtsrollenstereotypen widersprechen, also sie sich beispielsweise für technische Geräte oder mathematische Fragen interessieren. "Mädchen passen sich eher an die Gleichaltrigen an, verstecken ihre Kompetenzen und Interessen, um den Erwartungen der Erzieherinnen und Spielkameraden zu entsprechen, um soziale Akzeptanz zu erhalten. Dieses 'Verstecken' beginnt mit vier Jahren und führt dazu, dass die Hochbegabung der Mädchen im Kindergarten viel seltener erkannt wird. Mädchen, so berichten ihre Eltern, verhalten sich zu Hause anders als im Kindergarten, wo sie sich 'dumm stellen' ..." (Stapf 2003, S. 193). In diesen Fällen sollte das Gespräch mit den Erzieher/innen gesucht werden. Das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl dieser Kinder müssen dringend gestärkt werden.

Da nicht alle Geschwister gleich begabt sind, sollten direkte Leistungsvergleiche vermieden werden. Um Gefühle wie Neid oder Eifersucht nicht zu verstärken, ist es sinnvoll, bei jedem Kind besondere Stärken ausfindig zu machen, herauszustellen und zu fördern. Insbesondere wenn diese auf ganz unterschiedlichen Gebieten liegen, wird die Individualität eines jeden Geschwisterteils betont. Zugleich werden Konflikte vermieden.

Wenn Eltern besonders begabter Kinder Erziehungsschwierigkeiten erleben oder ihre Kinder unter Verhaltensauffälligkeiten, psychischen Problemen oder psychosomatischen Beschwerden leiden, sollten sie so früh wie möglich Hilfe suchen (z.B. bei einer Erziehungsberatungsstelle). Das trifft selbstverständlich auch auf solche Fälle zu, bei denen die Hochbegabten behindert sind oder Teilleistungsschwächen (z.B. Legasthenie) aufweisen.

Schlusswort

Den Eltern kommt eine wichtige Rolle beim Entdecken und Fördern besonderer Begabungen ihrer Kinder zu. Laut Bergsmann (2003) kann ihnen abschließend mit auf den Weg gegeben werden: "Begabtenförderung bedeutet...: die Kinder wachsen und sich in ihrem individuellen Tempo entwickeln lassen, Anreize setzen, als Mentor, Ansprechpartner, Hilfesteller, Tröster da sein, aber auch als Funkenzünder, Begleiter und Herausforderer fungieren" (S. 30).

Literatur

Becker-Textor, I.: Allen Kindern gerecht werden - ganzheitliche Förderung in Kindergärten auch für hoch begabte Kinder. In: BMW Group (Hrsg.): Kleine Kinder - Große Begabung. Hoch begabte Kinder erkennen und fördern. Möglichkeiten und Grenzen des Kindergartens. München: Selbstverlag 2000, S. 39-83

Bergsmann, R.: Begabungsförderung in der Vorschulzeit. In: Dippelreiter, M. (Red.): (Hoch)Begabung im Vorschulalter erkennen und fördern? Annäherung an ein Thema. Wien: bm:bwk 2003, S. 30-31

Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.): Begabte Kinder finden und fördern. Ein Ratgeber für Elternhaus und Schule. Bonn: Selbstverlag 2003

Dippelreiter, M. (Red.): (Hoch)Begabung im Vorschulalter erkennen und fördern? Annäherung an ein Thema. Wien: bm:bwk 2003

Niedersächsisches Kultusministerium (Hrsg.): Hochbegabung erkennen und fördern. Hannover: Selbstverlag 2004

Rotigel, J. V.: Understanding the young gifted child: Guidelines for parents, families and educators. Early Childhood Education Journal 2003, 30 (4), S. 209-214

Stapf, A.: Hochbegabte Kinder. Persönlichkeit, Entwicklung, Förderung. München: Beck 2003

Stile, S. W./Kitano, M./Kelley, P./Lecrone, J.: Early intervention with gifted children: a national survey. Journal of Early Intervention 1993, 17 (1), S. 30-35