Elternschaft heute: aktuelle Befragungsergebnisse

Martin R. Textor

 

Bis vor zwei, drei Jahren gab es so gut wie keine repräsentativen Umfragen zu Mutter- und Vaterschaft in Deutschland. Die Demoskopie bzw. ihre Auftraggeber interessierten sich nicht dafür, wie Elternschaft verstanden, erlebt und gestaltet wird, mit welchen positiven und negativen Seiten sie verbunden ist, welche Unterschiede es in verschiedenen Bevölkerungsgruppen gibt und wie Eltern sich bei Erziehungsproblemen verhalten.

Nun liegen drei repräsentative Umfragen, eine Sinus-Studie und eine nur auf Bayern bezogene Befragung vor:

  • Im Jahr 2006 führte TNS Emnid (o.J.) eine bisher nicht veröffentlichte Befragung "Frauen mit Kindern bis 18 Jahren" durch. Es wurden 1.000 Personen interviewt.
  • Im Jahr 2007 wurde die "Vorwerk Familienstudie 2007″ publiziert. Das Institut für Demoskopie Allensbach (o.J.) befragte 1.810 repräsentativ ausgewählte Personen zu Aspekten der Familienarbeit und des Familienlebens in Deutschland.
  • Im Jahr 2006 interviewte das Institut für Demoskopie Allensbach (o.J.) im Auftrag des Bundesfamilienministeriums 2.065 Personen ab 16 Jahre zu ihren Erziehungseinstellungen.
  • Im Jahr 2007 wurde von Sinus Sociovision im Auftrag der Konrad-Adenauer-Stiftung die Studie "Eltern unter Druck: Selbstverständnisse, Befindlichkeiten und Bedürfnisse von Eltern in verschiedenen Lebenswelten" durchgeführt (Merkle/ Wippermann 2008). Die empirische Grundlage der qualitativen Untersuchung waren 100 Interviews, jeweils 50 mit Müttern und 50 mit Vätern von Kindern im Alter von 0-16 Jahren. Es wurden typische Vertreter/innen von verschiedenen Sinus-Milieus rekrutiert. Begleitend zur qualitativen Untersuchung fand eine quantitativ repräsentative Erhebung mit 502 Eltern von Kindern im Alter von 0-17 Jahren im Haushalt statt.
  • Im Jahr 2007 veröffentlichte das Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg die Untersuchung "Wie informieren sich bayerische Eltern über erziehungs- und familienbezogene Themen?" (Mühling/ Smolka 2007). Dazu wurden 2006 insgesamt 1.287 Eltern mit mindestens einem minderjährigen Kind in Bayern telefonisch befragt.

In diesem Artikel sollen einige ausgewählte Befragungsergebnisse vorgestellt werden.

Mutterschaft heute

Bei der TNS Emnid-Studie wurden Frauen mit Kindern bis 18 Jahren gefragt, ob es für sie in der Rolle als Mutter Vorbilder oder Orientierungshilfen gibt. 87% der Frauen antworteten, dass sie vieles ganz intuitiv machen, 66%, dass ihnen der Erfahrungsaustausch mit anderen

Müttern hilft, 53%, dass sie sich vieles von ihrer eigenen Mutter abgeschaut haben, und 8%, dass sie Kurse (z.B. in einer Familienbildungsstätte) besucht haben. Ostdeutsche Mütter gaben häufiger als westdeutsche an, dass sie sich vieles von ihrer eigenen Mutter abgeschaut haben (65 vs. 51%).

Laut der Vorwerk Familienstudie 2007 bedeutete Mutterschaft für Mütter vor allem Positives, nämlich Verantwortung zu tragen (92%), gebraucht zu werden (92%), lieben und geliebt zu werden (89%), viel Freude zu haben (85%), ein Leben voller Überraschungen (78%), eigene Erfahrungen, eigenes Wissen weiterzugeben (76%), ein erfüllteres Leben zu führen (72%), dass etwas von einem weiterlebt (69%), interessante neue Erfahrungen zu machen (66%), bewusster zu leben (60%), ein Geschenk Gottes (60%), die Welt mit anderen Augen zu sehen (59%). Nur vier negative Aussagen - Sorgen zu haben (74%), einen "Rund-um-die-Uhr-Job" zu haben (54%), viel Stress (51%) sowie Streit, Auseinandersetzungen (51%) - wurden von mehr als der Hälfte der Mütter genannt.

Bei der TNS Emnid-Studie wurden Frauen mit Kindern unter 18 Jahre gefragt, was für sie das Schönste am Muttersein ist und was die größten Schwierigkeiten für Mütter sind. Die häufigsten Antworten werden in folgender Tabelle wiedergegeben:

Schönste Seite Prozent Schwierigkeiten Prozent

Entwicklung der Kinder beobachten

28%

Vereinbarkeit von Beruf und Familie

25%

Kinder geben Lebenssinn, sind Bereicherung

20%

richtige Erziehung der Kinder

17%

eigene Kinder zu haben

17%

mangelnde Kinderbetreuung

11%

was Mütter durch ihr Kind erfahren (Liebe, Vertrauen, Glück…)

16%

schwierige Entwicklungsphasen des Kindes

8%

Zusammensein mit Kind erleben

12%

Sorge um die Kinder/ Probleme der Kinder

8%

Freude an Kindernatur

11%

Zeitmangel

8%

stolz auf Kinder

9%

beruflicher Wiedereinstieg

7%

Wohlbefinden der Kinder

8%

finanzielle Probleme

6%

besondere Mutter-Kind-Beziehung

7%

Schule, Bildungssystem

6%

Alles

6%

Zukunftsängste in Bezug auf die Perspektiven der Kinder

6%

eigene Entwicklung (man bleibt jung, Perspektivenwechsel, ist gelassener…)

4%

mangelnde Unterstützung/ Anerkennung

6%

Verantwortung/ Herausforderung/ Aufgabe

4%

Organisation des Alltags

5%

-

-

Überforderung allgemein

4%

Auffallend sind hier einige Unterschiede zwischen verschiedenen Gruppen von Müttern: 18- bis 29-jährige Frauen fanden es häufiger schön, die Entwicklung der Kinder zu beobachten, erlebten sie aber seltener als Lebenssinn bzw. Bereicherung als ältere Mütter (z.B. im Vergleich zu 50- bis 60-jährigen Frauen mit Kindern bis 18 Jahre: 37 vs. 22% bzw. 13 vs. 25%). Die Vereinbarkeit von Familien und Beruf wurde von ihnen seltener als größte Schwierigkeit erlebt (z.B. im Vergleich zu 30- bis 39-jährigen Frauen: 9 vs. 28%). Dieses Problem trat bei Frauen mit Abitur bzw. Universitätsabschluss viel häufiger auf als bei Frauen mit Volkschulbildung (38 vs. 11%; mittlerer Bildungsabschluss: 27%). Ostdeutsche Frauen erlebten die richtige Erziehung seltener als westdeutsche Frauen als größte Schwierigkeit (9 vs. 19%), hatten aber häufiger Zukunftsängste in Bezug auf die Perspektiven der Kinder (14 vs. 4%).

Auf die Frage "Wofür hätten Sie neben der Tätigkeit als Mutter gerne hauptsächlich mehr Zeit zur Verfügung?" antworteten 32% der Frauen mit Kindern unter 18 Jahren, beruflich voran zu kommen, 31%, Hobbys zu betreiben, 23%, Freundschaften zu pflegen, und 10%, als Frau attraktiv zu bleiben. 18- bis 29-jährige Frauen wollten häufiger mehr Zeit für ihr berufliches Vorankommen und seltener für Hobbys haben als ältere Mütter (z.B. im Vergleich zu 30- bis 39-jährigen Frauen: 42 vs. 29% bzw. 17 vs. 34%).

Auf die Frage "Was belastet Sie in Ihrem Alltag als Mutter am meisten?" gaben 30% der Frauen Geldsorgen, 22% den Haushalt, 15% die mangelnde Kinderbetreuung, 13% Ärger mit den Kindern und 5% Ärger mit dem Partner ab. Ostdeutsche Frauen nannten im Vergleich zu westdeutschen häufiger Geldsorgen (53 vs. 26%) und seltener Ärger mit den Kindern (5 vs. 15%). 18- bis 29-jährige Frauen waren stärker als ältere Mütter belastet durch Geldsorgen und mangelnde Kinderbetreuung und schwächer durch Haushalt und Ärger mit den Kindern (z.B. im Vergleich zu 30- bis 39-jährigen Frauen: 45 vs. 31%, 25 vs. 14%, 14 vs. 23%, 6 vs. 15%). Frauen mit Volkschulbildung fühlten sich häufiger als Frauen mit Abitur bzw. Hochschulbildung durch Geldsorgen und Ärger mit Kindern sowie seltener durch den Haushalt belastet (39 vs. 24%, 17 vs. 8%, 14 vs. 28%).

Aufgrund des täglichen Mutter-Stresses sind 25% der Frauen öfter gereizt und geraten schnell aus der Fassung, während sich 25% ziemlich ausgebrannt fühlen und eine längere Auszeit, z.B. eine Mütterkur, gebrauchen könnten. Letzteres wurde mit 36% besonders häufig von 18- bis 29-jährigen Frauen angegeben. 46% der Frauen hatten keinen Stress durch das Muttersein; dies galt mit 63% überdurchschnittlich oft für 50- bis 60-jährige Frauen mit Kindern unter 18 Jahren.

Einstellungen zur Berufsunterbrechung

Laut der TNS Emnid-Studie waren 55% der Frauen mit Kindern bis 18 Jahren der Meinung, Mütter sollten bis zum Kindergartenalter zu Hause bleiben. Diese Haltung wurde häufiger von den jüngeren als von den älteren Frauen (63% der 18- bis 29-Jährigen vs. 52% der 50- bis 60- Jährigen) sowie von weniger gebildeten Frauen vertreten (Volksschulbildung: 68%, mittlerer Bildungsabschluss: 56%, Abitur/ Universität: 43%). 27% aller befragten Mütter waren der Meinung, dass beide Elternteile Elternzeit nehmen sollten. Hier war die Tendenz umgekehrt (12% der 18- bis 29-Jährigen vs. 34% der 50- bis 60-Jährigen; Volksschulbildung: 16%, mittlerer Bildungsabschluss: 26%, Abitur/ Universität: 3 8%). 7% aller Frauen meinten, Mütter sollten ihre Berufstätigkeit nicht unterbrechen. Diese Position wurde häufiger von ostdeutschen als von westdeutschen Müttern vertreten (16 vs. 5%). Hingegen waren 6% der Meinung, Mütter sollten nicht berufstätig sein.

Väter waren laut der Vorwerk Familienstudie 2007 hingegen etwas konservativer eingestellt: Die meisten (7 1%) fühlten sich dafür verantwortlich, für den Unterhalt der Familie zu sorgen. Während 53% es generell gut fanden, wenn sich eine Frau beruflich engagiert, waren es nur noch 19%, wenn es sich dabei um eine Mutter von kleinen Kindern handelt. 21% fanden es besser, wenn sich eine Frau ganz dem Haushalt und der Familie widmet. 20% hielten sich so

weit wie möglich aus der Hausarbeit heraus; 17% überließen die Betreuung und Erziehung der Kinder ihrer Partnerin.

Allerdings werden heute junge Mütter nicht mehr von der Bevölkerung stigmatisiert, wenn sie ihr Kind in eine Kinderkrippe geben - selbst wenn dieses erst zwei Jahre alt ist. Laut der Vorwerk Familienstudie 2007 hielten 90% aller Frauen und 85% aller Männer in diesem Fall den Begriff "Rabenmutter" für nicht passend. Nur 5% der Frauen und 6% der Männer würden die Mütter so bezeichnen.

Wertschätzung der Familien- und Hausarbeit

Nur 18% aller Deutschen ab 16 Jahre waren laut der Vorwerk Familienstudie 2007 der Meinung, dass die Arbeit, die Frauen im Haushalt und für die Familie leisten, in Deutschland ausreichend anerkannt wird - 67% waren nicht dieser Meinung. Frauen ab 16 Jahre, die mit einem Partner zusammenleben, vertraten diese Haltung zu 13 bzw. 79% (8% unentschieden). Allerdings waren 58% der Meinung, dass die Arbeit, die sie selbst im Haushalt und für die Familie leisten, von ihrem Partner genügend anerkannt wird. 20% würden dies nicht sagen (22% unentschieden).

Für das Selbstbewusstsein von Frauen waren allerdings andere Dinge wichtiger als die Familien- und Hausarbeit, wie folgende Tabelle verdeutlicht:

Dies ist für mein Selbstbewusstsein sehr wichtig auch noch wichtig weniger wichtig keine Angabe

ein eigener Beruf, ein eigenes Einkommen

71%

16%

9%

4%

Lebensfreude, Optimismus, mich nicht so leicht unterkriegen lassen

66%

27%

3%

4%

gute Freunde haben

63%

32%

3%

2%

eine stabile Partnerschaft

62%

23%

10%

5%

gute Bildung, Wissen

61%

31%

4%

4%

gutes, gepflegtes Aussehen

54%

39%

5%

2%

Lebenserfahrung

50%

37%

10%

3%

Kinder haben

48%

27%

21%

4%

Erfolg im Beruf haben

46%

34%

14%

6%

keine finanziellen Sorgen haben, mir vieles leisten können

44%

40%

12%

4%

Anerkennung für das, was ich für die Familie leiste

39%

41%

15%

5%

beliebt sein, von anderen geschätzt werden

36%

45%

15%

4%

eine gute Figur haben, mit der ich mich wohl fühle

36%

44%

17%

3%

eine glückliche sexuelle Beziehung

33%

39%

22%

6%

Anerkennung für das, was ich im Haushalt leiste

29%

40%

27%

4%

gut kochen können

21%

35%

39%

5%

mich in der Freizeit für etwas ganz besonders ein- setzen, für etwas engagieren

16%

37%

39%

8%

sportlich aktiv sein, im Sport etwas leisten

13%

30%

49%

8%

Deutlich wird hier, dass der Beruf, Freundschaften und die Partnerschaft eine größere Bedeutung für das Selbstbewusstsein von Frauen hatten als Mutterschaft bzw. Haus- und Familienarbeit. Ein anderes Bild ergab sich allerdings, als gefragt wurde, was ein Mann an seiner Partnerin besonders schätzt. Hier entstand eine ganz andere Rangordnung:

  1. dass es ihr gelingt, unsere Partnerschaft intakt, stabil zu halten: 75%
  2. was sie für die Familie leistet: 72%
  3. was sie im Haushalt leistet: 70%
  4. dass sie gut kochen kann: 66%
  5. ihre Lebensfreude, ihren Optimismus, dass sie sich nicht so leicht unterkriegen lässt: 64%
  6. ihr gutes, gepflegtes Aussehen: 63%
  7. dass wir eine glückliche sexuelle Beziehung haben: 58%
  8. gute Bildung, ihr Wissen: 54%
  9. dass es ihr wichtig ist, Kinder zu haben: 53%
  10. dass sie beliebt ist, von anderen geschätzt wird: 51%
  11. ihre Lebenserfahrung: 50%
  12. dass sie einen eigenen Beruf, ein gutes Einkommen hat: 45%
  13. ihre gute Figur: 40%
  14. dass sie Erfolg im Beruf hat: 29%
  15. dass wir keine finanziellen Sorgen haben müssen, uns vieles leisten können: 29%
  16. dass sie viele gute Freunde hat: 21%
  17. dass sie sich in der Freizeit für etwas ganz besonders einsetzt, für etwas engagiert: 16%
  18. dass sie sportlich aktiv ist, sportlich etwas leistet: 13%

Männer schätzten an ihren Frauen also eher deren Beziehungs-, Familien- und Hausarbeit als deren Beruf und sozialen Kontakte. Hier wirkten sicherlich traditionelle Geschlechtsrollenleitbilder nach. Aber das galt auch umgekehrt: Frauen schätzten nämlich an ihren Partnern viel stärker berufsbezogene und auf die gesellschaftliche Position bezogene Faktoren. So ergab sich hier folgende Rangordnung:

  1. seine Lebensfreude, sein Optimismus, dass er sich nicht so leicht unterkriegen lässt: 63%
  2. dass es ihm gelingt, unsere Partnerschaft intakt, stabil zu halten: 62%
  3. was er für die Familie leistet: 61%
  4. dass er einen eigenen Beruf, ein gutes Einkommen hat: 59%
  5. gute Bildung, sein Wissen: 57%
  6. seine Lebenserfahrung: 57%
  7. dass es ihm wichtig ist, Kinder zu haben: 53%
  8. dass er Erfolg im Beruf hat: 47%
  9. dass er beliebt ist, von anderen geschätzt wird: 47%
  10. dass wir eine glückliche sexuelle Beziehung haben: 44%
  11. dass wir keine finanziellen Sorgen haben müssen, uns vieles leisten können: 43%
  12. sein gutes, gepflegtes Aussehen: 39%
  13. was er im Haushalt leistet: 31%
  14. dass er viele gute Freunde hat: 25%
  15. dass er sich in der Freizeit für etwas ganz besonders einsetzt, für etwas engagiert: 21%
  16. seine gute Figur: 21%
  17. dass er sportlich aktiv ist, sportlich etwas leistet: 19%
  18. dass er gut kochen kann: 18%

Sowohl bei der partnerbezogenen Rangordnung der Frauen als auch bei derjenigen der Männer wurde der Beitrag besonders geschätzt, den der andere für die Partnerschaft und die Familie erbringt. Auch die Lebensfreude und der Optimismus des Partners wurden von beiden Seiten gleichermaßen hervorgehoben.

Vaterschaft heute

Laut der Vorwerk Familienstudie 2007 bedeutete Vaterschaft für Väter vor allem Positives, nämlich Verantwortung zu tragen (91%), gebraucht zu werden (84%), eigene Erfahrungen, eigenes Wissen weiterzugeben (80%), lieben und geliebt zu werden (78%), viel Freude zu haben (78%), ein erfüllteres Leben zu führen (72%), ein Leben voller Überraschungen (67%), dass etwas von einem weiterlebt (65%), interessante neue Erfahrungen zu machen (64%), bewusster zu leben (57%) und die Welt mit anderen Augen zu sehen (56%). Nur eine negative Aussage - Sorgen zu haben - wurde mit 69% von mehr als der Hälfte der Väter genannt.

Die meisten Väter mit Kindern unter 14 Jahre gaben an, bei der Betreuung und Erziehung der Kinder nichts bzw. kaum etwas (7%) oder nur den kleineren Teil (67%) beizutragen. 22% sagten, dass sie etwa die Hälfte, und 4%, dass sie das meiste übernehmen würden. Die Mütter nannten ähnliche Prozentangaben bezüglich der Mitwirkung ihrer Partner. Frauen, die Vollzeit berufstätig waren, verwiesen auf eine größere Beteiligung der Väter an der Betreuung und Erziehung der Kinder: 12% würden das meiste und 31% etwa die Hälfte übernehmen. Das Engagement der Väter bei Freizeitaktivitäten schien hingegen relativ groß zu sein: 40% gaben an, in der Freizeit viel mit ihren Kindern zu unternehmen.

Väter, die sich nach eigener Aussage nur wenig an der Betreuung und Erziehung der Kinder beteiligten, nannten hierfür als Gründe, dass sie weniger Zeit dafür als ihre Partnerin haben (87%), dass sie durch Beruf und vieles andere voll ausgelastet sind (59%), dass sie dafür andere Arbeiten im Haushalt, im Garten, Reparaturen usw. machen (48%), dass ihre Partnerin dies besser kann (35%) oder dass sich dies so ergeben hat (24%). Frauen, deren Partner sich nur wenig an der Betreuung und Erziehung der Kinder beteiligten, nannten ähnliche Prozentsätze bei der Angabe dieser Gründe - mit einer Ausnahme: Sogar 72% von ihnen führten das geringe Engagement ihres Partners darauf zurück, dass er durch Beruf und vieles andere voll ausgelastet ist.

Ansonsten schien ein Teil der Bevölkerung nur noch wenig Verständnis für Männer zu haben, die sich kaum um die Betreuung und Erziehung der Kinder kümmern: Sie sind laut 32% der Frauen und 33% der Männer "Rabenväter". Hingegen hielten 55 bzw. 54% diesen Begriff für nicht passend (jeweils 13% waren unentschieden).

Erziehungsziele und -einstellungen von Eltern

Laut der vom Institut für Demoskopie Allenbach für das Bundesfamilienministerium durchgeführten Umfrage vertraten Eltern bis 44 Jahre in den Jahren 1991 und 2006 folgende Erziehungsziele:

Kinder sollen vor allem im Elternhaus lernen… 1991 2006

sich durchsetzen, sich nicht so leicht unterkriegen lassen

75%

75%

Höflichkeit und gutes Benehmen

68%

89%

ihre Arbeit ordentlich und gewissenhaft tun

67%

80%

hilfsbereit sein, sich für andere einsetzen

-

79%

Andersdenkende achten, tolerant sein

62%

74%

gesunde Lebensweise

61%

65%

Menschenkenntnis, sich die rechten Freunde und Freundinnen aussuchen

60%

64%

Wissensdurst, den Wunsch, seinen Horizont ständig zu erweitern

55%

71%

sparsam mit Geld umgehen

44%

69%

Freude an Büchern haben, gern lesen

-

46%

Interesse für Politik, Verständnis für politische Zusammenhänge

33%

42%

sich in eine Ordnung einfügen, sich anpassen

28%

41%

technisches Verständnis, mit der modernen Technik umgehen können

23%

39%

Interesse, Offenheit für Religion und Glaubensfragen

-

37%

bescheiden und zurückhaltend sein

18%

26%

an Kunst Gefallen finden

13%

15%

festen Glauben, feste religiöse Bindung

13%

25%

Deutlich wird, dass die Eltern sowohl Primär- als auch Sekundär-Werte vertraten. Für sie waren Persönlichkeitseigenschaften ebenso wichtig wie Werte des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Im Gegensatz zu 1991 wurden 2006 stärker gutes Benehmen, Gewissenhaftigkeit, Toleranz, Wissensdurst und Sparsamkeit genannt. Letzteres verdeutlicht das Bemühen, die Kinder auf materiell schlechtere Zeiten vorzubereiten.

Bei der gleichen Umfrage wurde auch ermittelt, in welchen Bereichen Eltern ihre Kinder beeinflussen wollen - und wo nicht:

Eltern sollen ihre Kinder beeinflussen… ja nein

in ihrem Benehmen, ihrem Verhalten

96%

3%

wie sie es mit der Wahrheit halten

95%

3%

wie sie mit anderen Menschen umgehen

91%

7%

wie sie sich Schwächeren gegenüber verhalten

90%

8%

was sie im Fernsehen anschauen

89%

9%

wann sie ins Bett gehen

87%

9%

wie sie zur Schule stehen

84%

10%

dass sie Familiensinn entwickeln

78%

19%

wie sie ihre Sachen in Ordnung halten

74%

24%

wie sie ihre Arbeit machen

72%

23%

bei dem, was sie lesen

45%

50%

was sie in ihrer Freizeit machen

45%

46%

in der Wahl der Freunde

40%

54%

welche Vorbilder sie haben

37%

58%

wofür sie ihr Taschengeld ausgeben

30%

65%

bei der Wahl der Kleidung

27%

70%

Einstellung zum Glauben, zur Religion

24%

68%

politische Ansichten

24%

66%

welche Hobbys sie haben

19%

79%

Die meisten Eltern vertraten somit eine handlungsorientierte Pädagogik: Sie wollten in vielen Bereichen das Verhalten und Erleben ihrer Kinder beeinflussen. Dies galt jedoch weniger für religiöse und andere Wertvorstellungen, für politische Einstellungen und das Freizeitverhalten.

Mutterschaft und Vaterschaft in verschiedenen Milieus

Die Sinus-Studie machte deutlich, dass sich Elternschaft in verschiedenen Bevölkerungsgruppen unterschiedlich gestaltet. Hier wurde zwischen 10 Milieus differenziert, und zwar zum einen nach sozialer Lage (auf der Grundlage von Bildung, Beruf und Einkommen) und zum anderen nach der Grundorientierung (von traditionell bis postmodern). Die folgende Abbildung verdeutlicht, wie die Milieus angeordnet sind und welchen Anteil sie im Jahr 2007 an der Bevölkerung hatten.

In nachstehender Tabelle wird zusammengefasst, wie laut der Sinus-Studie Mutterschaft und Vaterschaft in den verschiedenen Milieus gestaltet wird.

Milieu Charakteristika Mutterschaft Vaterschaft
Konservative (5%)

altes deutsches Bildungsbürgertum; humanistisch geprägte Pflichtauffassung, gepflegte Umgangsformen; mittleres bis gehobenes Einkommen, zumeist im Ruhestand

erwachsene Kinder: Mütter sind nicht mehr erzieherisch tätig

erwachsene Kinder: Väter sind nicht mehr erzieherisch tätig

Traditionsver-
wurzelte
(14%)

kleinbürgerliche Welt oder traditionelle Arbeiterkultur; sicherheits- und ordnungsliebend, traditionelle Werte; kleine bis mittlere Einkommen, zumeist im Ruhestand

erwachsene Kinder: Mütter sind nicht mehr erzieherisch tätig

erwachsene Kinder: Väter sind nicht mehr erzieherisch tätig

DDR-Nostalgische (5%)

Verlierer der Wende, Verklärung der Vergangenheit, sozialistische Werte; kleine bis mittlere Einkommen, zumeist im Ruhestand

erwachsene Kinder: Mütter sind nicht mehr erzieherisch tätig

erwachsene Kinder: Väter sind nicht mehr erzieherisch tätig

Etablierte (10%)

gebildete Elite; beruflicher Erfolg; pragmatische Lebensphilosophie; hohe und höchste Einkommensklassen

Erziehungs-Managerin: intensive Förderung des Kindes, Kind für den Wettbewerb fit machen, Nutzung professioneller Angebote; Mutter braucht Freiräume für kulturelle und gesellschaftspolitische Aufgaben

Familienvorstand, stellt Weichen für Zukunft des Kindes: Kind als Stammhalter und Erbe; perfektes und zugleich menschliches Vorbild, sanfte Strenge und Verständnis, hohe Leistungserwartungen, betont Sekundärtugenden; letztes Wort bei Entscheidungen

Bürgerliche Mitte (15%)

gut gesicherte Verhältnisse; modern-repräsentative Wohnung; leistungsorientiert; mittlere Einkommensklassen

Full-Service-Kraft und Universal-Coach: mit Leib und Seele Mutter; ganzheitliche Erziehung, hoher Zeitaufwand für Kind, große Leistungserwartungen, organisiert Förderangebote/ Freundeskreis; begrenzte Berufstätigkeit; intensives Familienleben (Gäste einladen, kochen)

Haupternährer, Feierabend-Vater (Spiele): hilft bei Hausaufgaben (oft bestimmte Fächer); eher weich und verständnisvoll; leidet unter Mangel an Zeit für Kind (zumal berufliche Anforderungen steigen)

Konsum- Materialisten (12%)

Leben im Hier und Jetzt, spontaner und prestigeträchtiger Konsum, Action und Spaß, moderne Unterhaltungselektronik; untere Einkommensklassen, finanzielle Probleme, oft arbeitslos

Versorgungs- und Kuschel-Mutter sowie Hausfrau: übernimmt konkrete Erziehung, gibt emotionale Wärme durch Körperkontakt, materielle Verwöhnung; Kind als Statussymbol; braucht Zeit für sich (dann Zurückweisung des Kindes); oft Konflikt zwischen Mutter- und Partnerrolle; häufig Stimmungsschwankungen: Glück - Not

Geldverdiener und Chef: von Erziehung freigestellt, aber höchste Autorität und letzte Instanz (traditionelle Rollenteilung, hierarchisches Paarverhältnis); vertritt gelegentlich hohe Leistungserwartungen der Gesellschaft (man muss "kämpfen" können, darf aber nicht negativ auffallen); fühlt sich eher zuständig für Sohn; oft Stiefvater

Postmaterielle (10%) hoch gebildet, intellektuelle Interessen, kosmopolitisch, 68er-Werte; Lebensqualität wichtig, umwelt- und gesundheitsbewusster Lebensstil; hohes Einkommen

Lebensabschnittsbegleiterin des Kindes: Kind als eigenes Wesen soll auf seinem individuellen Weg begleitet werden, Kind soll Persönlichkeit entfalten und glücklich werden, Schulerfolg weniger wichtig; Muttersein als begrenzte Zeit; Mutter will ganz Mensch sein

gleichberechtigter und gleichgestellter Erzieher: soll wie Frau männliche und weibliche Verhaltensweisen und Eigenschaften zeigen; auch beruflich keine klassische Rollenteilung

Hedonisten (11%)

Spaßorientierte untere Mittelschicht/ moderne Unterschicht; Leben im Hier und Jetzt, viel Konsum, Suche nach Fun und Action; beruflich angepasst; untere Einkommensklassen, oft noch in Ausbildung (unter 30 Jahre)

die große Schwester und gute Freundin des Kindes: Abgrenzung vom (spieß-) bürgerlichen Mainstream, viel Freiheit und Verständnis für das Kind; leidet unter dem Verlust der eigenen Freiheit (lustvolles Leben mit Freunden "on the road"); oft allein erziehend, Sehnsucht nach Partner, Gefühl der Überforderung und des Allein-Seins

großer Bruder des Kindes: spielt viel mit ihm und wird dabei wieder zum Kind, hat viel Spaß; geht seine eigene Wege, wenn keine "Lust" auf das Kind

Moderne Performer (10%) junge, unkonventionelle Leistungselite, ausgeprägter Ehrgeiz; intensives Leben (beruflich, sportlich, privat), experimentierfreudig, Multimedia-Fans; gehobenes Einkommen (zumeist unter 30 Jahre)

Profi-Mutter: Muttersein professionell gelebt, eher intuitive Erziehung (sich selbst kompetent fühlend, lösungsorientiert), Streben nach Erziehungserfolg, Suche nach optimalen Betreuungs- und Bildungsangeboten

engagierter Wochenend-Vater (Freizeit, Events): Erziehung als Projekt von besonderer Bedeutung; Beruf hat Vorrang (oft für Kind nur telefonisch erreichbar)

Experimentalisten (8%)

individualistische neue Bohème, avantgardistisch, Musik/ Kunst/ Kultur/ Szene wichtig, lebenslustig; Karriere/ Erfolg weniger wichtig, Patchwork-Karrieren; mittleres Einkommen, oft noch in Ausbildung (unter 30 Jahre)

die begeisterte Mutter entdeckt sich selbst: Mutterschaft als spannende Herausforderung, ermöglicht Selbsterfahrung; nimmt Perspektive des Kindes ernst; oft chaotisch wirkende Erziehung, da rein intuitiv

der Entdecker fremder Welten: gibt Kind viel Freiraum für Selbstentfaltung (eigene Ideen, Sichtweisen, Fragen); wenig Regeln und moralische Vorgaben; Kind als Freund

Deutlich wird, dass es in den Bevölkerungsgruppen unterschiedliche Leitbilder für die Kindererziehung bzw. für die Elternrollen gibt. Dies gilt auch für Migrantenfamilien. Hier unterscheidet die Sinus-Studie weitere acht Milieus, die von mir an anderer Stelle vorgestellt wurden (Textor 2008).

Bedingt durch Prozesse der Pluralisierung und Individualisierung haben aber nicht nur die verschiedenen Milieus eigene soziokulturelle Orientierungsmuster herausgebildet. Vielmehr ist auch die einzelne Mutter bzw. der einzelne Vater "gezwungen", für sich selbst das Elternsein zu "erfinden" und aktiv zu gestalten.

Erziehungsprobleme von Eltern

In diesem Artikel wurde bereits mehrfach auf die Belastungen von Eltern hingewiesen. Abschließend soll speziell auf Erziehungsschwierigkeiten und die Reaktionen darauf eingegangen werden. So ergab die Befragung des Staatsinstituts für Familienforschung an der Universität Bamberg, dass 2006 mehr Menschen als 2002 häufig bzw. immer eine Unsicherheit in Erziehungsfragen verspürten (11,8 vs. 5,0%). 11,6% der Mütter und 12,1% der Väter waren in Erziehungsfragen häufig oder immer sowie 48,6 bzw. 37,7% manchmal unsicher. Laut der Sinus-Studie fühlten sich 7% der Eltern mit Kindern unter 18 Jahren fast täglich durch ihren Erziehungsalltag gestresst, weitere 25% oft (aber nicht täglich) und 50% gelegentlich (18% selten, eigentlich nie).

Laut der vom Institut für Demoskopie Allenbach für das Bundesfamilienministerium durchgeführten Umfrage beobachteten die Befragten viele Erziehungsfehler von Eltern. Diese

  1. nehmen sich zu wenig Zeit für ihre Kinder: 81%
  2. lassen die Kinder zuviel fernsehen und mit dem Computer spielen: 78%
  3. sind zu nachgiebig gegenüber ihren Kindern, erfüllen ihnen zu viele Wünsche: 68%
  4. kaufen den Kindern zu viele Dinge, geben ihnen zuviel Geld: 64%
  5. lassen den Kindern zu viele Freiräume, setzen ihnen zuwenig Grenzen: 64%
  6. legen nicht genug Wert auf gutes Benehmen, bringen ihren Kindern zu wenig Manieren bei: 63%
  7. verhindern nicht, dass die Kinder Gewaltvideos, gewaltverherrlichende Computerspiele oder Fernsehsendungen schauen: 62%
  8. machen den Kindern nicht genügend klar, was richtig und was falsch ist: 62%
  9. verhindern nicht, dass die Kinder schon früh rauchen oder Alkohol trinken: 55%
  10. erziehen die Kinder zuwenig zur Eigenverantwortung: 52%
  11. erziehen die Kinder nicht zur Rücksichtnahme auf andere: 51%
  12. leben den Kindern die eigenen Werte und Grundüberzeugungen nicht glaubhaft vor: 50%
  13. achten zu wenig auf eine gesunde Ernährung ihrer Kinder: 49%
  14. achten zuwenig darauf, dass ihre Kinder ausreichend Bewegung bekommen: 47%
  15. verhindern nicht, dass die Kinder Drogen ausprobieren: 42%
  16. vernachlässigen ihre Kinder zu sehr, die Kinder sind ihnen eher gleichgültig: 32%
  17. erziehen die Kinder zu streng, zu autoritär: 9%

Deutlich wird hier, dass die früher weit verbreitete autoritäre Erziehung heute nur noch als eine Ausnahmeerscheinung kritisiert wurde - als Defizit wurde eher das Gegenteil beschrieben: der Mangel an positiver Autorität und an Beschäftigung mit dem Kind. Auch die materielle Verwöhnung, die zu geringe Verhaltenskontrolle und die laxe Werteerziehung wurden problematisiert.

Allerdings wurden hier nicht die von Eltern genannten Erziehungsfehler aufgelistet, sondern die von der Bevölkerung wahrgenommenen. Allerdings wurden sie auch von vielen Eltern beklagt: Beispielsweise waren auch 59% der Eltern der Meinung, dass zu wenig Wert auf gutes Benehmen und auf die Manieren gelegt würde - 4% weniger als bei der Gesamtstichprobe (63%).

Aufgrund der weit verbreiteten Erziehungsunsicherheit und der häufigen Erziehungsschwierigkeiten ist es wenig verwunderlich, dass sich 43% der bei der Umfrage des Staatsinstituts für Familienforschung befragten Eltern eine Beratung oder Hilfestellung wünschten, und zwar vor allem für folgende Themenbereiche:

  1. Schule: 35,7%
  2. konkrete Erziehungsfragen/ Erziehungsziele: 20,9%
  3. Jugendliche/ Pubertät: 16,4%
  4. Ausbildung/ berufliche Zukunft: 8,0%
  5. allgemein mehr Infos/ Beratung zu Familie: 7,3%
  6. Sucht/ Drogen: 5,8%
  7. Förderung: 5,3%

Erziehungsprobleme wurden vor allem mit dem Partner (67,3%), Freunden/ Bekannten (57,0%), Verwandten (54,9%), Lehrkräften/ Erzieherinnen (45,8%) und (Kinder-) Ärzten (24,3%) besprochen. Eher selten wurden Beratungsstellen (16,2%), (Kinder-) Therapeuten (13,7%), das Jugendamt (8,8%), Arbeitskollegen (5,9%) oder Mütter-/ Familienzentren (5,7%) konsultiert. Die befragten Eltern nutzten aber auch Elternzeitschriften mindestens einmal pro Monat (27,2%) oder mehrmals im Jahr (20,2%), Eltern- und Erziehungsratgeber (25,2 bzw. 20,3%), Elternbriefe (14,8 bzw. 17,0%) und Broschüren von Einrichtungen bzw. Behörden (11,0 bzw. 25,8%). Von den Eltern, die selbst das Internet nutzen (n=990), suchten 22% häufig und 38% gelegentlich gezielt Internetseiten zu Familienthemen auf; 81 bzw. 13% benutzten Suchmaschinen, um benötigte Informationen zu erhalten. Institutionelle familienbildende Angebote wurden von 15,7% der Befragten regelmäßig und von 33,2% gelegentlich genutzt - allerdings vor allem für die Geburtsvor- und -nachbereitung (65,5%) und für Mutter-Kind-Gruppen (37,5%); nur 15,4% befassten sich dort mit Erziehungsthemen und 11,4% mit schulbezogenen Fragen.

Schlusswort

In diesem Artikel wurden anhand von Befragungsergebnissen verschiedene Ausprägungen von Mutterschaft und Vaterschaft beschrieben. Es wurde deutlich, dass Elternschaft sowohl positive als auch negative Aspekte hat. Drei Viertel der Väter beteiligen sich nur wenig an der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder. Die meisten Männer schätzen die Familien- und Hausarbeit ihrer Frauen sehr - in weitaus höherem Maße, als dies die Gesellschaft tut. Dennoch ist der Stellenwert des Berufs für das Selbstbewusstsein von Frauen größer als der Stellenwert von Kindern und Hausarbeit.

Deutlich wurde auch, dass die Befragten ihre Partner/innen und deren Beitrag zum Ehe- und Familienleben in hohem Maße wertschätzen. Die Kindererziehung wird von vielen Eltern als schwierig erlebt; viele Erziehungsfehler werden beobachtet. Allerdings bemühen sich viele Eltern auch um Rat und Hilfe, z.B. durch das Lesen von Elternzeitschriften und Ratgebern, durch Recherchen im Internet und vor allem im Gespräch mit anderen Menschen (inkl. Fachleuten).

Literatur

Institut für Demoskopie Allensbach: Einstellungen zur Erziehung. Kurzbericht zu einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage im Frühjahr 2006. Berlin: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, ohne Jahr

Institut für Demoskopie Allensbach: Vorwerk Familienstudie 2007. Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage zur Familienarbeit in Deutschland. Wuppertal: Vorwerk & Co. KG, ohne Jahr

Merkle, T./Wippermann, C.: Eltern unter Druck. Selbstverständnisse, Befindlichkeiten und Bedürfnisse von Eltern in verschiedenen Lebenswelten. Stuttgart: Lucius & Lucius 2008

Mühling, T./Smolka, A.: Wie informieren sich bayerische Eltern über erziehungs- und familienbezogene Themen? Ergebnisse der ifb-Elternbefragung zur Familienbildung 2006. Bamberg: Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg 2007

Textor, M.R.: Was wird aus unseren Migrantenkindern? Familiensituation und Lebensweg. https://www.kindergartenpaedagogik.de/1738.html 2008

TNS Emnid: Frauen mit Kindern bis 18 Jahren. Ohne Ort, ohne Jahr