Zur Erziehung verhaltensauffälliger Kinder

Martin R. Textor

 

In den letzten Jahren haben Längsschnittstudien gezeigt, dass im Kindergartenalter vorhandene Verhaltensauffälligkeiten fünf Jahre später bei einem großen Teil der Kinder fortbestehen, sofern nicht interveniert wurde. Auch konnte ein Zusammenhang zu Drogenmissbrauch, Kriminalität u.Ä. im Jugendalter nachgewiesen werden. Zudem haben Verhaltensauffälligkeiten schon im Vorschulalter negative Auswirkungen auf das Leben des betroffenen Kindes: „Sie behindern die Entwicklung eines positiven Selbstkonzepts und belasten die Kontakte zu erwachsenen Bezugspersonen wie den Eltern oder den Erzieherinnen. Vor allem beeinträchtigen sie auch die Beziehungen zu den anderen Kindern: Sie wirken sich negativ auf die Stellung von Kindern in der Kindergartengruppe aus und führen zu einer geringeren Wertschätzung sowie zu Ablehnung und Zurückweisung durch die Altersgenossen“ (Mayr 1998, S. 6).

Deshalb sollten Erzieherinnen diesen Kindern so früh wie möglich helfen. Bei vielen Kindern können sie das Auftreten von Verhaltensauffälligkeiten durch entsprechende pädagogische Maßnahmen verhindern, bei anderen die Auffälligkeiten noch relativ leicht reduzieren. In schwereren Fällen können sie den Kindern bzw. ihren Familien relevante Hilfen psychosozialer Dienste vermitteln – deren Interventionen sind bei Kindern im Vorschulalter nicht nur effektiver, sondern auch kostengünstiger als Maßnahmen für Schulkinder oder Jugendliche. Außerdem kann dadurch zumeist eine spätere Aussonderung – und damit Stigmatisierung – verhaltensauffälliger Kindern vermieden werden.